Hautinfektionen sind ein heikles Thema, über das nicht gerne öffentlich gesprochen wird. Durch diese Tabuisierung ist Aufklärung daher besonders wichtig. Univ.-Prof. Dr. Angelika Stary, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV,) sprach mit uns über Pilzinfektionen, Risikogruppen und Prävention.

Welches sind die häufigsten Beschwerden mit denen Sie konfrontiert werden?

Generell gesehen sind die häufigsten Beschwerden sicherlich Nagelmykosen (Infektionen an Zehen- und Fingernägel), gefolgt von Hautmykosen (Hautinfektionen). Danach folgen Genitalkontaktinfektionen, hier ist die Candida albicans-Infektion, eine Pilzinfektion durch Sproßpilze, zu nennen.

Wie werden diese behandelt?

Nagelinfektionen sind zwar nicht lebensbedrohlich, allerdings sehr störend für jeden Patienten. Und die sind auch oftmals nicht so leicht zu behandeln, wie manche vielleicht meinen, trotz der heutigen sehr guten systemischen Antimykotika.

Univ.-Prof. Dr. Angelika Stary

Univ.-Prof. Dr. Angelika Stary, Vizepräsidentin der ÖGDV, Leiterin des Pilzambulatoriums Wien

Das heißt eine Behandlung kann länger dauern?

Ja, durchaus kann eine Behandlung mehrere Monate dauern.

Sind beide Geschlechter gleichermaßen betroffen?

Bei Nagelinfektionen an Füßen sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen. Infektionen an Fingernägeln treffen Frauen mehr, weil sie doch noch häufiger mit Putz- und Reinigungsaufgaben beschäftigt sind und da mit nass-feuchten Utensilien arbeiten und daher können Pilzinfektionen bei feuchter Haut mit eventuellen Verletzungen leichter entstehen.

Gibt es Altersgruppen, die besonders gefährdet sind?

Es gibt verschiedene Faktoren die eine Infektion begünstigen. Diabetes oder Durchblutungsstörungen zum Beispiel, auch das Alter gehört sicherlich dazu. Je älter man wird, desto höher steigt das Risiko für Mykosen. Ältere Menschen neigen vermehrt zur Adipositas und somit häufen sich auch Infektionen bei Intertrigo-Stellen.

Wie erkenne ich als Laie, dass ich zum Hautarzt gehen sollte?

Von selbst geht eine Pilzinfektion nicht weg! Man muss also erkennen, ob die Nagelveränderung persitiert oder langsam zunimmt, oder nur durch Druckstellen von Schuhen verursacht ist. Sicher kann man keineswegs sein. Wird der Nagel dicker, gelblich, schuppig und nimmt die Nagelveränderung zu, sollte man dringend einen Dermatologen aufsuchen.

Was passiert, wenn eine Infektion unbehandelt bleibt?

Eine Pilzinfektion kann wegbereitend für eine bakterielle Infektion sein. Wenn man nach Wochen noch keinen Spezialisten aufgesucht hat, sollte man spätestens dann zum Dermatologen. Ansonsten kann es zu Superinfektionen und massiven Entzündungen kommen. Und der Behandlungsprozess dauert demensprechend länger.

Kann man präventiv einer Infektion entgegenwirken?

Eine normale Hygiene – besonders im Fußbereich – spielt natürlich eine große Rolle. Auch Intertrigo-Stellen müssen demensprechend gewaschen und gut getrocknet werden. Also eine gute Hauthygiene ist die Basis der Prävention. Enges Schuhwerk sollte vermieden und gelegentlich auch der Blutzucker kontrolliert werden, insbesondere bei älteren und adipösen Personen. Patienten, die gerade unter Immun- oder Chemotherapie stehen,  sind für Infektionen besonders anfällig. Diese Personen müssen natürlich vermehrt darauf achten, wie ihr Körper sich verändert.

Es wird wärmer und bald beginnt die Badesaison. Sind Desinfektionsstellen für Badegäste eine gute Idee?

Solche Desinfektionsstellen in Badeanstalten sind auch Infektionsherde. Hier empfiehlt es sich unbedingt Badeschlapfen zu tragen! Dies ist aber nicht nur für den Sommer ratsam. Auch für Saunen und Badehallen gilt dies eigentlich über das ganze Jahr.

Gibt es weitere Vorsichtsmaßnahmen für den Sommer?

Ja, es gibt eine Pilzinfektion im Haarbereich bei Kindern, besonders im Sommer und in der Urlaubszeit ist das ein wichtiges Thema für Familien. Diese Microsporum canis-Infektion wird durch Kontakt mit infizierten Katzen oder Hunden übertragen, beispielsweise auf Bauernhöfen oder bei einem Urlaub in Südeuropa, wenn Kinder junge Katzen tragen. Hier haben wir im Pilzambulatorium sehr signifikante häufungen von mikrosporum canis-Infektionen feststellen können. Wochen nach dem  Kontakt können Herde beobachtet werden und der Haarausfall an kreisrunden Stellen beginnen. Hier sollten Eltern vermehrt darauf achten, dass ihre Kinder nicht mit fremden, eventuell kranken, Tieren in Kontakt kommen. Die Infektion kann bei Tieren völlig unerkannt und symptomlos verlaufen.

Wichtig ist letztlich die exakte Diagnose mittels Kulturverfahren, bevor eine entsprechend effiziente Therapie eingeleitet wird. Dies ist durch entnahme von Hautschuppen in Spezialambulatorien einfach druchführbar.

Autor: Lukas Winter
Bilder: Fotolia, ZVG


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