Krankenhauskeime bilden eine Gefahr für Patienten und Personal gleichermaßen. Wie wichtig eine gute Händehygiene ist und welche Rolle dabei Desinfektion spielt, erklärt Univ.-Prof. Dr. Andrea Grisold vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Graz.

Warum ist das Thema Händehygiene im Krankenhaus so wichtig?

Im Krankenhaus, aber auch im täglichen Umfeld werden die meisten Erreger über die Hände übertragen. Im Krankenhaus liegen Patienten, die eventuell gerade eine Operation hinter sich haben oder immungeschwächt sind, sodass sie besonders anfällig für manche Keime sind. Dazu kommt noch, dass wir in den letzten Jahren die zunehmende Problematik des Auftretens von multiresistenten Bakterien sehen. Das bedeutet, dass im Falle einer Infektion mit einem solchen Keim immer weniger Antibiotika zur Verfügung stehen.

Wie kommt es zu solchen multiresistenten Keimen?

Das Auftreten von multiresistenten Erregern hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen ist es die Antibiotika-Gabe in Krankenhäusern: hier benötigen Patienten manchmal verschiedene Antibiotika und diese für einen längeren Zeitraum. Auch im niedergelassenen Bereich bekommen Patienten natürlich Antibiotika, werden diese nicht ausreichend lange oder zu niedrig dosiert genommen, kann es ebenfalls zu Resistenzen kommen.  Patienten nehmen manchmal auch bei banalen Geschehnissen, wie grippalen Infekten, ein Antibiotikum. Antibiotika sind bei viralen Infekten aber völlig wirkungslos, können aber dennoch dann in der normalen Bakterienflora eines Patienten zum Auftreten von resistenten Bakterien führen.

Welche Krankheiten/Bakterien können übertragen werden?

Über die Hände können generell sowohl Bakterien, für kurze Zeit aber auch Viren übertragen werden. Bei den Bakterien sind es vor allem Staphylokokken und hier vor allem Staphylokokkus aureus, der z.B. zu Wundinfektionen oder einer Sepsis führen kann. In Zeiten von Grippe oder Durchfallerkrankungen können über Hände auch einmal Viren übertragen werden. Daher ist die Achtsamkeit auf Händehygiene besonders wichtig.

Wo passieren die meisten Übertragungen im Krankenhaus?

 Am häufigsten kommt es zu natürlich zu Übertragungen, wenn medizinisches Personal direkt am Patienten arbeitet. Hier muss man besonders aufpassen, beim Patienten selbst keine Infektion auszulösen, aber natürlich auch darauf Bakterien nicht weiter auf andere Patienten zu übertragen. In selteneren Fällen sind es med. Geräte die eine Infektionsquelle darstellen. Nicht vergessen darf man auch die Umgebung eines Patienten, d.h. Gegenstände, die ein Patient angreift, können ebenfalls mit (resistenten) Bakterien belastet sein.

Univ.-Prof. Dr. med.univ. Andrea Grisold

Univ.-Prof. Dr. med.univ. Andrea Grisold, Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der MedUni Graz; stv. Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP)

Welche Vorschriften oder Standards gibt es für die Händehygiene im Krankenhaus?

Generell sollte eine hygienische Händedesinfektion so oft wie notwendig durchgeführt werden. Im Krankenhaus gelten die „5 Momente der Händehygiene“. Das bedeutet, Händedesinfektion bevor man zu einem Patienten geht, wenn man am Patienten invasiv arbeitet (z.B. vor und nach einem Verbandswechsel), aber auch wenn man weggeht. Und natürlich, wenn man Gegenstände in der direkten Umgebung eines Patienten berührt hat.

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Wie oft desinfiziert sich Krankenhauspersonal also am Tag die Hände?

Die Häufigkeit, wie oft sich Mitarbeiter die Hände desinfizieren hängt natürlich davon ab, auf welcher Station ein Mitarbeiter arbeitet bzw. welche Patienten er/sie betreut. Von der Anzahl werden das sicher zwischen 20 – 80 Mal oder häufiger pro Tag sein.

Wird die Haut dadurch besonders angegriffen?

Neben der Händedesinfektion ist es natürlich auch wichtig, die Haut zu pflegen. Zum Teil sind schon pflegende Substanzen in den Desinfektionsmitteln, ansonsten sollte man seine Haut mit einer normalen Hautcreme pflegen.

Wer kümmert sich um die richtigen Produkte für das Personal?

In allen Krankenhäusern gibt es Personen, die sich besonders um Hygienebelange kümmern.  Diese kümmern sich darum, dass für Personal, Patienten und Besucher die richtigen Produkte (Händedesinfektionsmittel, Hautpflege) für eine gute Händehygiene zur Verfügung stehen.  Es gibt dazu die Expertisenliste der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin oder die sogenannte VAH-Liste aus Deutschland. Sie listen jene Desinfektionsprodukte für Krankenhausbetriebe auf, die geeignet sind.

Patienten und Besucher spielten also auch eine Rolle?

Definitiv! Neben der Händehygiene des Personals im Krankenhaus ist auch die Händehygiene bzw. zumindest Händewaschen der Patienten, aber vor allem auch der Besucher wichtig. Immerhin kommen die Besucher von draußen in das Krankenhaus und bringen damit wieder Keime mit. In den Krankenhäusern findet man daher oft in den Gängen oder vor bzw. in den Zimmern Desinfektionsmittelspender – diese sollten in jedem Fall auch genützt werden. Und Besucher, die krank sind (auch wenn es nur eine leichte Erkältung ist), gehören nicht ins Krankenhaus. Denn dort befinden sich ja Personen, für die auch eine einfache Erkältung lebensbedrohlich werden könnte.

Wie bewerten Sie Händehygiene in den privaten 4 Wänden?

Das regelmäßige Händewaschen ist auch zu Hause von großer Bedeutung. Das Händewaschen bevor man mit dem Kochen beginnt oder nach dem Besuch einer Toilette wird aber oft nicht durchgeführt. Besonders in der kalten Jahreszeit wäre eine gute Vorsorge vor grippalen Infekten: Häufig Hände waschen! Man braucht zuhause nicht unbedingt ein Desinfektionsmittel, aber wer Husten oder Schnupfen hat, der sollte seine Hände regelmäßig und gründlich reinigen. Und beim Husten oder Niesen bitte ein Taschentuch vorhalten, ist kein Taschentuch vorhanden bitte Armbeuge vor Mund und Nase halten.

Autorin: Stefanie Posch
Bilder: Adobe Stock / ZVG

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