Neben Hautkrankheiten sind kosmetische Eingriffe der Grund, warum viele ÖsterreicherInnen einen Dermatologen aufsuchen. MR Dr. Johannes Neuhofer, Obmann der Bundesfachgruppe Dermatologie, klärt im Interview auf worunter viele Österreicher leiden, warum gute Cremes nicht teuer sein müssen und warum Kinder besser für Hautschutz sensibilisiert werden sollten.
Viele ÖsterreicherInnen sind mit ihrer Haut – besonders im Gesicht – nicht zufrieden. Welches sind die häufigsten Beschwerden mit denen Sie konfrontiert werden?
Die häufigsten Beschwerden sind natürlich diverse Hautkrankheiten. Akne und Aknenarben sind da sehr weit vorne. Häufig ist die Haut durch Akne narbig verändert worden, dann ist dies natürlich auch ein kosmetisches Thema. Auch Falten, Pigmentveränderungen im Gesicht und störende Bindegewebsknötchen, sowie warzige Veränderungen, die im höheren Alter gehäuft auftreten, beschäftigen viele ÖsterreicherInnen. Daneben sind Haarausfall und Haarprobleme ganz weit oben auf der Liste. Auch störende Rötungen im Gesicht und Beinen (Besenreißer) wollen viele Patienten entfernt haben.
Wie werden diese Beschwerden behandelt?
Viele Patienten kommen erst zum Hautarzt, wenn schon sehr viel passiert und irreparabler Schaden eingetreten ist. Die meisten haben schon etliche Produkte ausprobiert.
Bei kleinen Beschwerden reichen Peelings oder Cremes aus. Häufiger muss man diverse Laser einsetzen um Beschwerden, wie beispielsweise störende Flecken oder Knötchen, zu korrigieren. Dazu ist natürlich sehr viel Erfahrung nötig. Solche Behandlungen dürfen unbedingt nur beim Spezialisten durchgeführt werden, da hier bei Unerfahrenen häufig Karzinome oder gar ein Melanom übersehen werden.
Falten beschäftigen viele. Wie behandeln Sie diese?
Im oberen Gesichtsdrittel, für die Stirn oder die Lachfalten am Auge kann mit Botulinumtoxin sehr gut gearbeitet werden. Sind die Falten aber bereits im entspannten Zustand tief eingefurcht, ist keine ausreichende Korrektur möglich. Bei beginnenden Fältchen, wo die Haut noch elastisch ist, kann durch eine Muskelentspannung viel bewirkt werden. Für die übrigen Falten gibt es diverse, je nach Einzelfall passende Möglichkeiten. Häufig wird Hyaluronsäure verwendet, die bei älteren Menschen verloren gegangen ist.
Wie sieht das bei starken Hautrötungen aus?
Bei kleinen rankenartigen Äderchen im Gesicht kann man mit dem Laser oft optimale Ergebnisse erzielen. Bei diffusen Rötungen, etwa nach Erfrierungen, ist hier kaum eine Verbesserung mehr möglich.
Wie sieht das Verhältnis Frauen/Männer aus? Hat sich hier in den letzten Jahres etwas verändert?
Das kann man natürlich nicht generalisieren. In Städten bemerke ich, dass immer mehr Männer zur Behandlung kommen. Dies ist am Land natürlich eher selten. Man könnte von einem starken Stadt-Land-Gefälle sprechen!
Sind gute Cremes immer teuer? Ist der Preis ein guter Indikator für die Qualität?
Auch hier kann ich nicht generalisieren. Es gibt Unternehmen, denen ich mehr vertraue, und anderen weniger. Es gibt Cremes, die sind sehr teuer, und funktionieren genauso wie ein günstigeres Produkt. Man muss sich mit seiner Creme wohlfühlen, das zählt. Nicht der Preis.
Vor welchen Mitteln/Produkten sollte man eher die Finger lassen, weil sie nicht wirken?
Wenn man Mittel zuhause selbst mischen will, sollte man sich nicht auf das Internet verlassen. Da findet man auch allerhand Blödsinn, der zu gravierenden Schäden führen kann. Oft kann man diese Schäden nicht mehr reparieren. Daher rate ich von diesen Mitteln dringend ab. Bevor ein neues Mittel probiert wird, sollte man es mit seinem Dermatologen besprechen.
Zur Sommerzeit hin werden jetzt immer mehr Menschen dem Sonnenbaden frönen. Haben Sie einen guten Rat für all die Sonnenhungrigen?
Zur Mittagszeit bitte nicht in die Sonne! Die Haut hat ein Elefantengedächtnis – sie vergisst nicht! Wer mit 16 einen Sonnenbrand hat, denkt sich vielleicht „der geht eh schnell wieder weg!“ Mit 40 weiß das die Haut aber noch immer und dementsprechend können auch die Schäden – neben Falten und Pigmentscheckigkeit auch etwa Hautkrebs – eintreten. Mit den 3 H‘s – Hut, Hemd und Hose – ist eine gute textile Basis geschaffen. Und natürlich sollte man stets entsprechenden Sonnenschutz auftragen. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, dass dieser auch vor UV-A-Strahlen schützt.
Muss zu diesem Thema noch besser aufgeklärt werden?
Ich denke ja! Auf Haare und Zähne achten bereits die meisten Menschen sehr gut, die Haut wird oft vernachlässigt. Besonders auf Kinder müssen wir viel mehr achten. Sie denken beim Spielen in der Mittagssonne nicht an die Folgeschäden, die oft erst im Erwachsenenalter auftreten. Hier muss mit Eltern und Schulen noch viel gearbeitet werden um auch Kinder mehr für das Thema Hautschutz zu aktivieren.
Autor: Lukas Winter
Bilder: Fotolia, Ärztekammer für Oberösterreich